Chronik

Kurze Chronik anlässlich 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Oppelhain

Ein Rückblick in die Vergangenheit:

Die Geschichte der Oppelhainer Feuerwehr beginnt mit dem Tag der Gründung am 6. November 1922. Die Geschichte des Feuers jedoch ist älter als die Menschheit selbst. Feuer, zumeist durch Blitzeinschlag verursacht, wüteten, brachten Elend über Flora und Fauna. Der Mensch lernte, das Feuer zu bändigen und es kontrolliert zu nutzen.

Aus der Geschichte ist bekannt, dass das Feuer nicht immer zu beherrschen ist. Zahlreiche Dörfer und Städte fielen vor allem im Mittelalter lodernden Flammen zum Opfer. Leichtsinniger Umgang mit offenem Feuer, einfach gebaute Häuser und Scheunen aus Holz, Dächer nur mit Stroh- oder Holzschindeln gedeckt, begünstigten solche Feuerbrünste. Mit primitiven Löschmitteln, wie Eimerketten, war es eine gar unmögliche Aufgabe dem entgegen zu wirken.

Auch Oppelhain blieb nicht vom Feuer verschont. Vermutlich durch einen Blitzschlag in das Erb- und Lehnrichtergut (Grundstück alte Gaststätte) wurden im Juli 1848 zahlreiche Häuser und Scheunen durch Funkenflug Opfer der Flammen.

Jahrhunderte vergingen, zahlreiche Katastrophen und menschliche Tragödien häuften sich, ehe der heutige moderne Stand der Feuerwehr erreicht wurde.

Der Fortschritt blieb nicht stehen, neue Löschgeräte lösten primitive Mittel wie die Eimerketten ab, diese waren das erste Mittel zur Bekämpfung von Bränden.

Die Eimer, bestehend aus Leder, Holz oder mit Leinwand ausgelegte Körbe, wurden von der Wasserstelle bis zum Brandherd von Hand zu Hand gereicht.

Viele Hände waren anno dazumal nötig. Später kamen Einreißhaken, das sind lange Stangen mit einer eisernen Spitze und einem angeschweißten oder angeschmiedeten Widerhaken sowie die ersten Feuerpatschen zum Einsatz. Jene bestanden aus einem einfachen Besen oder einer Stange, die mit Leinwand oder Leder umwickelt waren. Diese tauchte man in Wasser, um damit auf brennende Gegenstände loszuschlagen.

Um 1840/50 entstanden in Deutschland die ersten Handkraft- und Dampfkraftspritzen, die auf einen Wagen montiert waren und von Pferden oder auch per Hand gezogen wurden. Für diese erste Technik, benötigte man Menschen, die diese schnell und sicher bedienten. Es reiften die Bedingungen heran, Feuerwehren zu gründen. Man begann die Brandbekämpfung sowie das Alarmieren zu organisieren. Der Nachtwächter wurde mit einem Signalhorn ausgerüstet und zur Alarmierung läuteten die Kirchenglocken.

Die Einwohner von Oppelhain schafften sich um 1900 eine Handdruckspritze an, die während der Inflationszeit im Jahre 1923 verschrottet wurde. Dabei erzielte man folgenden Erlös:

                      Holz =              11.200 ,- M

  14 ½ kg Kupfer =              23.200 ,- M

  2 ½ kg Messing =                5.400 ,- M

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                                               39.800 ,- M

Eine Uniformjacke kostete zu dieser Zeit 5.000 ,- M. Die alte Handdruckspritze wurde durch eine modernere Spritze der Firma EWALD für Hand- und Pferdezug ersetzt. Diese ist bis heute im Besitz unserer Wehr.

Das Gründungsjahr 1922:

In den umliegenden Ortschaften hatten sich bereits Freiwillige Feuerwehren gebildet. Somit war auch für Oppelhain der Zeitpunkt herangereift. Am 6. November 1922 wurde unsere Freiwillige Feuerwehr durch 49 Mitglieder gegründet. Erster Wehrleiter war Friedrich Lehmann.

Die Aufgaben nach der Gründung :

Um eine organisierte Brandbekämpfung durchzuführen, galt es die Kameraden auszustatten. Im Gründungsjahr wurden für 42 Mitglieder Jacken und für 11 Mitglieder Leibriemen beschafft. Um die Ausrüstung zu finanzieren, erbrachten die Mitglieder 215.500 ,- M.

Am 2.7.1923 erwarb die Feuerwehr 3 Helme zu 10.000 ,- M das Stück.

An den Kosten für die Ausrüstung lässt sich die Schwere der damaligen Zeit erkennen. Und dennoch bauten die Kameraden ab 1933 in Eigenleistung ein Gerätehaus.

Unzählige Arbeitsstunden und Gespanndienste wurden zum Nutzen der Allgemeinheit geleistet. Im Jahr 1934 konnte das Gerätehaus mit Schlauchturm eingeweiht werden. Das zollt Anerkennung und großen Dank!

Auch das kulturelle Leben in unserer Gemeinde wurde von der Freiwilligen Feuerwehr belebt. Theaterstücke wurden eingeübt und zu bestimmten Anlässen aufgeführt. Diese Tradition blieb bis in die 1950er Jahre bestehen. 1952 wurde in unserer Wehr ein Spielmannszug gegründet. Leider hat sich diese Tradition nicht erhalten.

Die Entwicklung unserer Wehr:

Mit der Gründung des Kreisverbandes der Feuerwehr 1921 gab es in den Gemeinden einen merklichen Aufschwung. Nach 1945 erhielt die Wehr eine Motorspritze vom Typ TS 8. Diese war zwar holzbereift, dennoch eine große Errungenschaft. Ein ehemaliger Faßwagen wurde zum Schlauchwagen umgebaut. Die alte Handdruckspritze tat in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg weiterhin treue Dienste bei der Brandbekämpfung. Später folgte eine moderne TS 8.

Ein drastischer Abfall des Mitgliederbestandes war dem 2. Weltkrieg und der Nachkriegszeit geschuldet. Nach Überwindung dieser Krise hatte sich die Wehr wieder gestärkt. Zum Ausdruck kam es durch die jährliche Teilnahme am Feuerwehrkampfsport (bis 1990 jährlich), den Arbeitseinsätzen der Wehr in der Gemeinde, den Schrottsammelaktionen und dem vorbeugenden Brandschutz. In Eigenleistung wurde in den 1960er Jahren eine Zisterne in der Fischwasser Straße geschaffen. Später kam ein Folienlöschteich (alte Siedlung) dazu. Bis 1990 gehörte neben der Brandbekämpfung zudem das jährliche Abbrennen des Bahndammes zu den Aufgaben der Feuerwehr.

1982 gründete sich die Frauenlöschgruppe mit 7 Kameradinnen. Auch heute noch sind 13 Kameradinnen in der Wehr integriert und aktiv tätig.

Bis weit in die 1990er Jahre wurde die regelmäßige Brandschau in öffentlichen Gebäuden sowie in den Häusern der Einwohner von Oppelhain durch die Kameradinnen und Kameraden vorgenommen.

Am 4. Juli 1991 wurde die Jugendfeuerwehr Oppelhain mit 18 Mitgliedern, 13 Jungen und 5 Mädchen gegründet. Der Nachwuchs erhielt Bekleidung aus alten Beständen der Zivilverteidigung des Betonwerkes Rückersdorf. Auch heute noch wird der Nachwuchs für die Feuerwehr begeistert und an die Aufgaben und Geräte herangeführt. Die Bekleidung der künftigen Florianjünger wird  vom Amt Elsterland gestellt. Aktuell betreut Jugendwartin Peggy Krebs 14 Mitglieder in der Kinder- und Jugendfeuerwehr Oppelhain im Alter zwischen 5 und 14 Jahren.

1992 übergab die Agrargenossenschaft e. G. Oppelhain eine TSA mit kompletter Bestückung und eine TS 8 an unsere Wehr. Im selben Jahr wurde das LF 16 Typ W50 von der teilaufgelösten Betriebsfeuerwehr des Kraftwerkes Jänschwalde abgekauft.

1995 wurde das unbeheizte Gerätehaus mit Schlauchturm zu ungemütlich und klein. Es wurde der Antrag auf Nutzung der Räume der ehem. Kita gestellt und bewilligt.

Bis 1998 war in dem Gebäudekomplex unsere Feuerwehr mit Vereinszimmer, Büro und Kleiderkammer untergebracht. Nach der Rückübertragung des Gebäudes rutschte die Wehr mit den Räumlichkeiten ein paar Häuser näher an das Gerätehaus.

Im Mai 1995 wurde das LF 16 nach einer Sicherheitsprüfung der Landesprüfstelle für Feuerwehrtechnik sofort still gelegt. Erst im Februar 1996, durch Bemühungen des Bürgermeisters Wilfried Büchner, war die Feuerwehr wieder motorisiert. Während seiner Kur im Oktober 1995 konnte der Bürgermeister auf dem Wege der Amtshilfe ein Tragkraftspritzenfahrzeug vom Typ FORD Transit in Bad Wildungen erwerben.

Im Jahr 2003 wurde unsere Feuerwehr der Freiwillige Feuerwehr Rückersdorf unterstellt. Seit 2009 ist unsere Feuerwehr unter der Führung von Tobias Knoblich wieder eigenständig.

Das in die Jahre gekommene, treue Dienste geleistete, Tragkraftspritzenfahrzeug Ford Transit, auch liebevoll „Kuh“ genannt, durfte 2012 in seinen Ruhestand gehen. Ein Tragkraftspritzenfahrzeug TSF-W gehört seit dem zu unserer Wehr. Nach 3-jähriger Bauzeit und zahlreichen ehrenamtlichen Stunden der Kameraden erfolgte am 20.04.2013 die Einweihung unseres neuen Gerätehauses.
Das alte Gerätehaus mit Schlauchturm sanierten wir 2018 in Eigenleistung. Die Fenster wurden erneuert und die Fassade bekam einen neuen Putz mit Anstrich. Hier erbrachten die Kameraden insgesamt 369,5 Stunden.

Während 1992 zum Verantwortungsbereich der Kameraden 1 x Gerätehaus, 1 x TS 8,
1 x Schlauchwagen, 1 x Löschteich, 5 x Flachspiegelbrunnen, 1 x Handdruckspritze von 1922 gehörten, ist bis 2022 der Verantwortungsbereich über Gerätschaften, wie die Aufgaben innerhalb der Wehr, gestiegen.

Zum Verantwortungsbereich der Kameraden gehören 2022 1 x Gerätehaus, 1 x altes Geräthaus mit Schlauchturm, 1 x TSF-W inkl. Bestückung: unter anderem Atemschutzgeräte, Notstromaggregat und Kettensäge, 5 x Flachspiegelbrunnen, 1 x Zisterne, mehrere Unterflurhydranten, 1 x Handdruckspritze von 1922

Zu den Aufgaben der Feuerwehr gehört längst nicht mehr nur die Brandbekämpfung. Immer öfter sind es technische Hilfeleistungseinsätze, die die Kameraden zu bewältigen haben. Dazu gehören zunehmend Sturmschäden, Hochwassereinsätze und Verkehrsunfälle. Dies setzt eine fundierte und regelmäßige Ausbildung voraus.

Sicher erinnert sich jeder an die Hochwassereinsätze 2002 und 2013 an der Elbe und das Elsterhochwasser 2010. Im Jahr 2021 forderte das Hochwasser im Ahrtal Landesübergreifende Hilfe.

Vom 5. bis 9. August unterstützten auch Kameraden unserer Wehr die örtlichen Kräfte und betroffenen Bewohner bei den Aufräumarbeiten entlang der Ahr.

Trotz vieler Hilfeleistungseinsätze gilt es dennoch immer wieder, leichtsinnig oder mutwillig verursachte Flächen- und Waldbrände sowie Gebäudebrände, auch über die Gemeindegrenzen hinaus, zu bekämpfen. Die inzwischen sehr trockenen Sommermonate und öfter auffrischenden Winde machen ein schnelles Handeln, gute ausgebildete Kameraden und funktionierende Technik unerlässlich. Am 6. Juli 2019 zeigte sich beim Bahndammbrand, entlang der Bahnstrecke zwischen Finsterwalde und Falkenberg, dass auch eine gut ausgebaute Wasserversorgung und eine gute Zusammenarbeit aller Hilfsorganisationen unentbehrlich sind. Durch starke Winde breitete sich das Feuer rasant aus und erfasste mehrere Getreidefelder und angrenzende Wälder. Kameraden aus annähernd allen Ämtern und Städten des Landkreises kämpften gegen die Großschadenslage an. In unserem Amtsbereich der Ortschaften Beutersitz, Wildgrube bis Tröbitz waren ca. 43 Hektar Wald und Feld betroffen.

Der am 23. Juni diesen Jahres ausgebrochene Waldbrand in der Gohrischheide in Sachsen bei Zeithain entwickelte sich aufgrund starker Winde, ebenfalls schnell zu einem Großbrand. Die Ausbreitung des Feuers kam schnell an die Brandenburgische Landesgrenze. Das munitionsbelastete Gebiet durfte nur auf gekennzeichneten Wegen befahren werden. Rund 800 Hektar waren von den Flammen betroffen. Umliegende Ortschaften wurden sicherheitshalber evakuiert. Kameraden unserer Wehr unterstützen am 26. Juni die Verhinderung der erneuten Brandausbreitung.

Trotz zahlreicher Stunden im Einsatz, Pflege und Reinigung des Gerätehauses sowie die Überprüfung aller Flachspiegelbrunnen 2 Mal jährlich, wird die Kameradschaftspflege nicht vernachlässigt.
So nahmen wir mehrfach erfolgreich am Feuerwehrausscheid des Amtes Elsterland teil. Beim Ausscheid im Jahr 2017 holten wir uns sogar einen Doppelsieg. In der Disziplin „Löschangriff Nass“ errangen unsere Frauenmannschaft in einer Zeit von 49,17 Sekunden und unsere Männermannschaft in einer Zeit von 44,85 Sekunden jeweils den Siegerpokal. Mehrfach kämpften wir auch, mehr oder weniger erfolgreich, beim Schlauchbootrennen in Bad Liebenwerda gegen die Strömung.
Die jährliche Weihnachtsfeier sowie ein Bowlingabend im Herbst gehören ebenso zur Kameradschaftspflege.

In der Gemeinde sind wir ebenfalls aktiv, unter anderem beim Absichern des Parkplatzes am internationalen Mühlenmarkttag sowie zum Sportfest des SV Aufbau Oppelhain. Das traditionelle Osterfeuer hat sich zu einer kleinen gemütlichen Ostersause am Gerätehaus entwickelt.

Wehrstärke

1922         49 Kameraden

1982         75 Kameraden, 7 Kameradinnen

1992         67 Kameraden, 15 Kameradinnen

                   15 Kinder und Jugendliche

2022         48 Kameraden, davon 13 Kameradinnen

                   14 Kinder und Jugendliche

Wehrleiter / (Orts-)Wehrführer:

1922          Lehmann, Friedrich

                   Wagner, Berthold

                   Lehmann, Wilhelm

ab 1929    Hennig, Oskar

1945          Passin, Walter

1958          Hausmann, Martin

1978          Amende, Klaus

1982          Krüger, Horst

   Karge, Gerhard

   Jurisch, Günter

   Schollbach, Frank (FF Rückersdorf)

   Passin, Christian (FF Rückersdorf)

seit 2009 Knoblich, Tobias

Quellen: Manfred Stork, Hannelore Schwede, Günter Jurisch, Chronik „700 Jahre Oppelhain“ (Sonderheft Finsterwalder Heimatkalender), Archiv Feuerwehr Oppelhain